Solling Sandsteinplatten als Fussboden Belag

Im Solling wird seit langer Zeit roter Solling Sandstein gebrochen und als Fussboden verlegt. Der Sandstein war früher ein Exportartikel der Region und wurde über die Weser nach Norddeutschland bis in den Ostseeraum verschifft. Speziell die Bodenplatten waren besonders in Bremen begehrt. In unserem Esszimmer lag seit ca. 1900 ein Sandsteinboden. Als wir das Haus kauften sollte dieser selbstverständlich  saniert und wieder verlegt werden. Häufig werden Fragen nach dem „wie“ gestellt.

Beim Kauf unseres Hauses war im Esszimmer Estrich gegossen, der an einigen Stellen jedoch gebrochen war. Es war klar, dass dieser erneuert werden musste. Wir begannen also zu buddeln und eine Schicht nach der anderen trat zum Vorschein.

Der Ursprung unseres Hauses liegt im Balderturm von 1350. Keller und Wohnzimmer liegen auf den Fundamenten des ursprünglichen Turmes. Das heutige Haupthaus wurde ca. 1820 gebaut. Es war ein „arme Leute“ Haus mit Wohnzimmer, Küche (heute Esszimmer) und zwei Räumen oben. Der erste Bodenaufbau im Esszimmer war einfacher Lehmstampfboden. Unter dem Lehmboden fanden wir noch die alte Stadtmauer, die vorher bis an das Wohnzimmer anschloss. Um ca. 1880 bekam das Haus einen Schornstein. Dafür wurde in den Lehmboden eine Sandsteinplatte eingelassen und der Schornstein hochgemauert. Um ca. 1900 wurde das Esszimmer mit Sandsteinplatten ausgelegt. Die Platten wurden über die Sandsteinplatte des Schornsteins gelegt und die Fugen mit magerem Lehm ausgeschmiert. Da die Platten direkt im Lehm lagen, werden sie wohl ständig feucht gewesen sein. Das Haus gehörte damals einer Familie Burgmann. Unter den Sandsteinplatten fanden wir eine kleine Glasflasche mit schlierigem Weißglas. Sie steht heute auf Schrank im Wohnzimmer und wird mindestens 100 Jahre alt sein.

1923 heiratete eine Tochter der Burgmanns einen Herrn Tute. Dieser legte über die Sandsteinplatten einen Holzdielenboden. Als Isolierung wurden Zeitungen zwischen Holz und Sandsteine gelegt, wodurch sich das Jahr relativ genau festlegen lässt. Der Dielenboden blieb bis in die 60er Jahre liegen. Ein Maurer mit einer Affinität zu Zement zog ein und goss 5 cm Estrich über den Holzboden. Im Bereich der Tür wurde ein Abflussrohr verlegt, wodurch Holzboden und sogar die Sandsteine herausgerissen und zerschlagen wurde. Als wir das Haus kauften, lagen im Eingangsbereich Zementfliesen und man ging eine Stufe vom Eingang zum Esszimmer Estrich hinauf. Die Holzdielen haben 30 Jahre unter Zementestrich leider nicht überlebt.

Schnitt durch den Fussbodenaufbau beim Kauf des Hauses

Originallage der Sandsteinplatten unter dem Holzfussboden

 

Allgemein gelten Sandsteinplatten als wetterfühlig. Wir wurden von vielen Leuten gewarnt, dass die Platten bei Wetterumschwung feucht sein werden. Bei unserem Aufbau kommt es jedoch nie zu einem solchen Phänomen. Zunächst haben wir das Esszimmer bis auf den alten Lehmboden ausgeschachtet. Auf Lehmboden haben wir eine Dampfsperre (in unserem Fall Teichfolie) gelegt. Auf die Folie kamen 10 cm Estrichisolierung und dann 8 cm Beton mit Stahlarmierung. Diese isolierte Platte haben wir dann ein Jahr liegen lassen, damit die komplette Feuchtigkeit entweichen konnte (wir hatten Zeit, wir mussten nicht irgendwann einziehen).

Die Sandsteinplatten wurden zunächst mit dem Dampfstrahler gereinigt. Glücklicherweise waren unsere Platten nicht sonderlich verschmutzt, nur zusätzlich besorgte Platten hatten eine schwarze Schicht in den Poren, die nicht entfernt werden konnte. Die Fläche wurde komplett ausgelegt, um die richtigen Positionen der Platten festzulegen. Auf die Betonplatte wurde noch 2 cm Isolierung gelegt. Die Platten wurden dann in sehr mageren Trasskalkmörtel mit leichtem Zementanteil gelegt (Mischungsverhältnis Sand – Trasskalk – Zement von 8 – 2 – 1). Die Platten variierten in der Dicke zwischen 6 und 10 cm. Die Dickenunterschiede wurden mit dem Trasskalkmörtel ausgeglichen. Bei der Verlegung wurde darauf geachtet, dass in den Fugen bis maximal 3 cm unter der Oberkante Trasskalkmörtel anstand. Die Platten wurden 3 Tage liegen gelassen und dann für 2 Wochen nur über Bretter begangen.

Der Fussboden fertig verfugt

Die Fugen haben wir erhebliche Zeit später mit dunkler Fugenmasse für Terracotafliesen ausgefüllt. Dadurch hat sich eine sehr gleichmäßige Fläche des Bodens ergeben. Man liest häufig, dass Sandsteinplatten schnell Flecken annehmen. Wir haben unsere Platten mit Teracotta Milch zweimal imprägniert. Die Platten glänzen leicht matt und lassen sich hervorragend reinigen. In einem Ferienhaus gehen die Gäste manchmal wenig sorgsam mit den Fussböden um. Trotzdem sehen die Platten auch nach 10 Jahren noch sehr gut aus.

 

 

Abschließend noch ein Hinweis auf ein sehr lesenswertes Buch zum Sollingsandsteing: „Über Land und Stein“ von Birgit Cryppull, ISBN 3-931656-09-8. Hier wird weniger über die Technik des Plattenverlegens, sondern mehr über die Art, Sandsteine zu gewinnen, berichtet. Es ist trotzdem ein sehr interessantes Buch.

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