Geheimtipps in Solling-Vogler Region und Weserbergland

Über die Städte Einbeck, Bad Karlshafen und Höxter oder historisch bedeutsame Orte wie Corvey kann man im Internet und in Reiseführern viel finden. In diesem Artikel möchten wir einige Ecken in der Solling-Vogler Region vorstellen, die nicht in jedem Reiseführer des Weserberglandes aufgeführt sind und selbst wir als Einheimische oft eher zufällig gefunden haben.

Heckrinder im Eichenwald

Hutewald und Mittelalterhaus Nienover  Das Hutewaldprojekt bei Schloß Nienover wird in den Medien ab und an erwähnt, bei vielen unser Gäste ist es aber doch unbekannt. Im Hochsolling bei Amelith verläuft das Reiherbachtal durch die bewaldete, hügelige Landschaft. Besonders an diesem Tal ist nicht nur die idyllische Landschaft mit ihren Weiden, urwüchsigen Bäumen und mäandernden Bächen, vielmehr beeindrucken und überraschen Weidetiere den ahnungslosen Wanderer. Seit dem Jahr 2000 haben die Landesforsten die Fichtenwälder gefällt und halten in lichten Eichenwäldern Rinder. Diese dem Auerochsen ähnelnden Rückzüchtungen, nach den Gebrüdern Heck als Züchter auch Heckrinder genannt, leben dort in einer Waldweide, eben jener mittelalterlichen Weideform, die im 13.Jhd. auch im Solling betrieben wurde. Zusätzlich leben im Reiherbachtal Sommer wie Winter Exmoorponies. Rinder und Ponies halten den Bewuchs kurz und sorgen so für die lichten Wälder. Das die Weidehaltung zusätzlich sehr schmackhaftes Fleisch liefert, ist nur ein willkommener Nebeneffekt. Wir empfehlen unseren Gästen gerne eine Wanderung durch das Reiherbachtal, die auch als Lebensraumroute des Naturparks Solling-Vogler ausgewiesen ist (siehe unten).

MIttelalternhaus Nienover

Wenn man schon mal da ist, sollte man unbedingt das Mittelalterhaus Nienover besuchen. Die Stadt Nienover war eine alte Ansiedlung in den Höhenlagen des Solling. In einer Zeit, in der aller Orten Menschen den Solling als Lebensraum erschlossen hatten, erlebte Nienover seine Blütezeit vom 11. bis in das 13. Jh.  Durch mehrer Brände verödete die Stadt Ende des 13. Jahrhunderts. Da die Stadt nur 3 Generationen bestand und nachfolgend nicht überbaut wurde konnten hier in umfangreichen Grabungen Erkenntnisse über das Leben im Mittelalter gewonnen werden. 2009 entschied man sich an Ort und Stelle ein Haus komplett zu rekonstruieren und in alter Handwerkstechnik aufzubauen. Heute erproben von April bis Oktober verschiedene Gruppen das Leben im Mittelalter. Ohne moderne Hilfsmittel wird Ackerbau und Gemüseanbau betrieben. Bei einem Besuch kann man kostenlos einen Einblick in das mittelalterliche Leben gewinnen. Das nahe Schloss Nienover ist allerdings in Privatbesitz und kann nicht besichtigt werden.

Zwei Wüstungen im Solling  Im Mittelalter war der Solling stark besiedelt. Später zogen die Menschen aus den Wäldern an die Weser und Leine, wodurch viele Siedlungen wüst fielen. Einige Wüstungen liegen landschaftlich sehr schön und können auf einsamen Wanderungen besucht werden.

Malliehagen

Die Kircheruine Malliehagen liegt ca. 3 km oberhalb von Dinkelshausen auf einer Wiese im Solling. 1322 erstmals urkundlich erwähnt wurden die Bewohner 1450 zwangsumgesiedelt. Ein einzelner Kötner verblieb im Dorf, der letzte Nachkommen verstab 1600. Vom Dorf blieb nur noch eine Wand der Dorfkirche erhalten. Heute werden auf dem alten Kirchengrund ab und an Gottesdienste gefeiert. Ansonsten stören nur Wanderer und Mountainbiker die Ruhe im Solling. Auf einer unserer Touren haben wir die Fahrt zur Ruine beschrieben.

Nahe beim Reiherbachtal befindet sich die Wüstung Winnefeld. Direkt an der Landesstraße 241 zwischen Amelith und Beverungen liegt die Kirchenruine. Die Grundmauern sind komplett erhalten und man bekommt einen Eindruck einer großen Dorfkirche im 12 Jahrhundert. Das Dorf entstand etwa zweitgleich mit der Stadt Nienover wenige Kilometer entfernt und diente wahrscheinlich zur Ernährung der Stadt. Das Dorf fiel im Jahr 1342 als Folge von Starkregen und Überschwemmungen wüst. Um das Dorf rankten im Spätmittelalter diverse Legenden, sodass es im Gegensatz zu anderen Wüstungen nicht in Vergessenheit geriet. Im Jahr 2002 wurden durch großangelegte Grabungen viele Gebäude rekonstruiert und auf dem Friedhof über 100 Skelette ausgegraben. Heute ragt vor allem die Kirchenruine aus dem Grabungsgelände heraus. 3 km süd-westlich von Winnefeld liegt die Wüstung Schmeesen (beim Forellenhof). Hier fand die letzte Grabung im Hochsolling statt, die bis 2014 durchgeführt wurde. Die Wüstung ist touristisch erschlossen, es werden die  Grabungsschritte und Funde erläutert.

Eingefasster Tümpel direkt beim Kalkofen

Die alte Kalkgrube Merxhausen   Am Eingang des Hellentals liegt der uralte Ort Merxhausen. Wenn man hinter dem Ortsschild in Richtung Hellental die erste Straße rechts hinein fährt, kommt man nach ca 500 m zu einer alten Kalkgrube. Neben dem alten Tümpel steht ein alter Kalkofen, der während Ausgrabungen im Jahr 2013 restauriert wurde und aus dem frühen 18 Jahrhundert stammt. Es handelt sich um einen sehr seltenen Fund. Obwohl früher die meisten Dörfer eine Kalkofen zum Herstellen von Brandkalk für Putze und Farben hatten, sind die Öfen meistens aus dem Landschaftsbild verschwunden. Am Kalkofen befindet sich auch eine Tafel, die die Herstellung und Geschichte erläutert.

Der jüdische Friedhof Merxhausen   Wenn man die Kalkgrube besucht empfiehlt sich ein Abstecher zum jüdischen Friedhof in nur 500 m Entfernung Richtung Heinade. Der Friedhof beherbergt 15 Grabstellen der Familie Rothschild aus Merxhausen, die hier einen Zigarrenhandel betrieben. Sie verließ noch vor dem Holocaust das Dorf. Besonders im Winter hat der Friedhof eine eigentümliche Atmosphäre aus einer vergangenen Zeit, hoheitsvoll und ergreifend.

Die Merxhäuser Dorfgemeinschaft hat vor Jahren den alten Zaun mit Sandsteinpfosten in Stand gesetzt. Leider wurde dieser von der Verwaltung des Friedhofes nicht gepflegt und das Holz vor drei Jahren entfernt. Heute stehen die Sandsteinpfosten alleine da.

Lebensraumrouten  Eine Besonderheit im Solling sind ie vom Naturpark Solling-Vogler gepflegten Lebensraumrouten. Die vielen unterschiedlichen Nutzungen der Bewohner des Naturparks ließen im Laufe der Zeit neben den ursprünglichen Naturlandschaften eine abwechslungsreiche Kulturlandschaft entstehen. Hervorgegangen sind daraus eine Vielzahl unterschiedlicher Lebensräume mit ihren speziellen Lebensgemeinschaften und den darin lebenden Tieren und Pflanzen. Besonders ans Herz legen möchten wir drei Lebensräume.

Das Hellental

Das Hellental ist eines der letzten Wiesentäler im Solling. Hier leben zahlreiche sehr seltene Tier- und Pflanzenarten. Sie unterstreichen die hervorgehobene Bedeutung des Tales für den Naturschutz. Daraus resultiert auch die Unterschutzstellung weiter Teile des Hellentales als Naturschutzgebiet und als FFH-Gebiet. Die extensiv genutzten, trockenen oder feuchten Wiesen im Hellental gehören zu den artenreichsten Lebensgemeinschaften Mitteleuropas. Vom Lönskrug in Hellental aus empfehlen wir eine Wanderung oder Moutainbiketour bis zum Mecklenbruch, bei dem einem auf verschiedenen Tafeln die Flora und Fauna im Tal näher gebracht werden. Die Spuren der kulturgeschichtlichen Entwicklung des Tales können Sie noch reichlich entdecken. So gibt es Standorte ehemaliger Wanderglashütten und Fleuegräben ziehen sich gut erkennbar durch die Wiesenhänge. Historische Grenzsteine erinnern an die ehemals braunschweigisch-hannoversche Grenze. Das Hellental ist für uns eines der schönsten Ecken des Sollings.

Hochmoor Mecklenbruch

Hoch im Solling liegt das Mecklenbruch, eines der am besten erhaltenen Hochmoore des niedersächsischen Berglandes. Die ältesten Torfschichten begannen sich vor ca. 4.300 Jahren abzulagern. Die sich ansiedelnden Torfmoose waren an die Verhältnisse im Moor angepasst und verdrängten mit der Zeit die anderen Pflanzen. Sie wurden von den Torfmoosen, die im Laufe der Zeit dicke Torfschichten bildeten, regelrecht überwachsen. Ein riesiges Torfpolster wölbt sich heute bis zu fünf Meter hoch uhrglasförmig auf. Anfang des letzten Jahrhunders begann man Torf abzubauen. Der Mecklenbruch wurde ausgetrocknet und die einmalige Landschaft drohte zu verschwinden. Zum Glück wurde der Torfabbau unwirtschaftlich und die Landschaft begann sich zu erholen. Die Wiederherstellung der natürlichen Voraussetzungen ist eine schwierige Angelegenheit. Im Mecklenbruch sind 1981 erste Wiedervernässungen durch das Niedersächsische Forstamt Neuhaus als Grundeigentümer durchgeführt worden. Ein Aufstau der Gräben sollte das Wasser zurück halten. Die dem Moorkörper viel Wasser entziehenden Birken und Fichten sind außerdem stellenweise entfernt worden. Langsam breiteten sich die Torfmoose wieder in den alten Torfstichen aus. Die Lebensraumroute beginnt an der Bratwurstbude oberhalb von Silberborn (übrigends auch ein Geheimtipp im Solling). Besonders interessant ist der 1,5 km lange Steg Aussichtsturm durch das Hochmoor. Eine Tour durch Hellental und Mecklenbruch haben wir auch in einem Artikel des Weserbergland Blogs beschrieben.

Neuer Teich

Lakenteich und Neuer Teich im Solling zwischen Dassel und Uslar wurden von Menschenhand erschaffen. Die Lebensraumroute beginnt an dem 1737 angelegten „Neuen Teich“ und führt Sie zu dem 1680 angelegten „Lakenteich“. Beide Teiche stauten Wasser auf, um den Transport von Holz mit Wasser zu ermöglichen — die Flößerei.  Tausende Klafter Buchenholz transportierten die Menschen damals über die Ilme, den Lakenbach und die Leine bis nach Hannover. Dazu wurde das aufgestaute Wasser der Teiche einfach abgelassen, so dass die Wasserführung der Bäche verstärkt und das Holz auf einer Art Wasserwelle talwärts gebracht wurde. Die Bauern entlang der Ilme reichten mehrfach Petitionen ein, um die Transporte zu verhindern da jedesmal Brücken und Gebäude am Wasser beschädigt wurden. Es dauerte lange, bis sie sich gegen den König von Hannover durchsetzen konnten. Auf Ihrer Wanderung können Sie sich über zahlreiche Infotafeln informieren. In der Nähe des Neuen Teichs können Sie ausserdem eine Renaturierungsmaßnahme besichtigen, bei der versucht wird, im Rahmen einer nachhaltigen Waldbewirtschaftung den natürlichen Wasserhaushalt in entwässerten Feuchtbereichen wieder herzustellen. Die Umgebung um die beiden Teiche ist sehr idyllisch, die Wanderung ist wenig anstrengend und unbedingt empfehlenswert.

Ebersnackenturm

Die schönsten Blicke im Solling  Wer hoch wandert möchte auch weit schauen. Es gibt im Solling verschiedene Orte, von denen man aus weite Blicke genießt. Natürlich muss der Weser Skywalk erwähnt werden. Er liegt oberhalb von Würgassen und ragt als Stahlkonstruktion über die Hannoverschen Klippen hinaus ins Wesertal. Man sollte schon schwindelfrei sein, wenn man über die Plexiglasscheiben läuft…. Nur ein paar Kilometer entfernt liegt der Luk ins Land, ein Aussichtspunkt, der ebenfalls über die Weser hinaus schaut. Er kann gut über eine Mountainbiketour erreicht werden. Es gibt aber auch einige Aussichtstürme im Solling. Der Klimaturm bei Schönhagen wurde im Rahmen der Expo 2000 erbaut. Dort werden die verschiedenen Höhen eines Buchenwaldes erläutert, ehe man an der Spitze weit in den Solling hineinschauen kann. Der Hochsollingturm nahe des Moosberges ist der höchst gelegenste Turm im Solling. Er kann von Silberborn oder Neuhaus aus erwandert werden oder über eine unser Mountainbiketouren erreicht werden. Obwohl der Ebersnackenturm niedriger liegt, ist von hier der Blick deutlich beeindruckender. Er liegt zwischen Bodenwerder und Kirchbrak im Vogler und steht auf einem Kamm mit Blick auf Solling und Ith. Allerdings ist er nur zu Fuss oder mit Mountainbike erreichbar.

Burgruine Lauenburg

Der Grenzstein auf dem Heukenberg

Die beiden schönsten Blicke im Solling sind unser Meinung nach allerdings nicht von einem Turm aus. Wer die Burgruine Lauenburg bei Lauenberg nahe Dassel besucht, wird mit einem weiten Blick in das Ilmetal über Einbeck bis zum Brocken belohnt. Falls Sie unser Ferienhaus nur kurz besuchen ist die Lauenburg trotzdem  Besuch wert, da sie nur 5 km entfernt liegt. Der schönste Blick im Solling liegt jedoch am Heukenberg bei Merxhausen auch nur 5 km entfernt. Wenn man durchs Dorf den Heukenberg erklimmt, überrascht auf einer Wiese im nördlichen Teil ein uralter Grenzstein aus dem 17. Jahrhundert, der die alte Grenze zwischen dem Herzogtum Braunschweig und dem Königreich Hannover markiert. Wer sich hier ins Gras setzt kann das gesamte 7 km lange Hellental entlang bis zum Mecklenbruch schauen. Wenn nicht gerade Kühe auf der Weide stehen ist dies für uns eine der schönsten Ecken im Solling (und eigentlich fast gänzlich unbekannt).

 

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