Die Fassade wurde zwischen 1993 und 1994 fertiggestellt. Der Innenausbau dauerte auf Grund längerer Pausen bis 2005. Dadurch hatten wir aber Zeit, über einen langen Zeitraum Ideen zu entwickeln.
Zunächst wurde unser Haus von allen Sünden der 70er und 80er Jahre befreit, so dass nur noch die reine Fachwerkkonstruktion mit den Lehmwänden stand. Dadurch machte das Haus von Innen leider über Jahre den Eindruck eines Abbruchhauses, wir konnten aber von Grund auf neu planen und sanieren.
Die heutige Küche hatte zusätzlich die Herausforderung, dass tragende Balken unter der früheren Nutzung als Stall gelitten und auch die später eingebaute Dusche leichte Wasserschäden verursacht hatte. Der Boden wurde in der Küche größtenteils ausgetauscht und auch einige Balken gewechselt. Der Durchgang vom heutigem Esszimmer zur Küche war nur durch die Wand gebrochen und die Fachwerkwand
herausgeschnitten
worden. Auch hier musste die Statik nachgebessert werden. Heute ist von allen diesen Arbeiten nichts mehr zu sehen.
Besonders interessant war der Fussbodenaufbau im heutigen Esszimmer. Ursprünglich lag hier ein Lehmschlagboden. Er war lose über die Stadtmauer geschüttet, die durch das Esszimmer unterhalb des Fussbodens bis zur Sandsteinmauer beim Ofen führt. Mitte des 19ten Jahrhunderts wurde der Schornstein gebaut und dafür nur eine einzelne Sandsteinplatte unter den Schornstein gesetzt. Im Lehmboden haben wir die kleine
Glasflasche
gefunden, die jetzt im Wohnzimmer im Glasschrank steht. Später wurde der Raum dann mit Sandsteinen ausgelegt, die wir gereinigt und neu verlegt haben.
Mitte der 20er Jahre zog Familie Tute ein und legte über den Sandsteinboden einen Holzboden. Die Zwischenräume wurden mit Zeitungen ausgestopft, wodurch die Zeit des Holzfussbodens relativ genau bestimmbar ist.
In den 60er Jahren zog ein Maurer ins Haus. Leider hatte er eine hohe Affinität zum Baustoff Beton. Er baute den Holzboden teilweise aus, legte eine Wasserleitung dort hin, wo heute der Ofen steht und zerschlug dabei teilweise die Sandsteinplatten. Damit alles eben war, goss er über den Holzboden 3cm Esstrich. Als wir das Haus kauften war dieser allerdings auf Grund der schwingenden Holzkonstruktion darunter wieder ziemlich brüchig.
Wir haben den gesamten Aufbau bis auf den Lehmboden herausgerissen, 20 cm Isolierung gesetzt, eine Betonplatte gegossen (obwohl davon in einem Sandsteinsockel abgeraten wird), auf die Betonplatte wieder 10 cm Isolierung gelegt und darauf dann den Sandsteinboden neu verlegt (ergänzt durch einige Platten vom Nachbarn). Viele warnten davor, dass der Sandsteinboden bei Wetterumschwung feucht wird und ständig kalt ist. Durch die
30
cm Isolierung und eine Feuchtigkeitssperre ist das bislang jedoch nicht eingetreten. In einem Artikel in unserem Blog haben wir weitere Informationen zum Aufbau von Sandsteinböden mit Sollingsandstein zusammengefasst [Link].
Leider hat der Mauer auch die Treppe und den Holzfussboden oben zuzementiert. Dadurch mussten wir diese Holzkonstruktionen vollständig ersetzen.